Ein Film von Markus Lenz

Was kann passieren, wenn eine Bank pleite geht?

Sie wird zum Beispiel von 3000 Personen besetzt und zu einem Wohnprojekt umgebaut. Im Zentrum von Caracas ragt eine 200 m hohe Bauruine in den karibischen Himmel und dient als Zuflucht und Wohnstätte für 750 Familien. Von der Nachbarschaft gefürchtet und verachtet und von der Stadtadministration ignoriert, arbeiten die Bewohner des Torre Confinanzas an ihrem Modell einer sozialistischen Mikrogesellschaft in ihrer vertikalen Stadt. „Ruina“ erzählt von Schwierigkeiten und Erfolgen beim Aufbau einer Sozialgemeinschaft aus einer Masse an Menschen.

Directors Statement – von Markus Lenz

 

„Die Idee ein verlassenes Bankgebäude zu besetzen und in einen Zufluchtsort für Obdachsuchende zu transformieren, beeindruckte mich von Anfang an. Die Recherche gestaltete sich schwierig. Es gab lediglich Gerüchte, und es mangelte an Informationen. Der Turm wurde oft als Hort Krimineller beschrieben aber ich wusste, daß es noch eine andere Geschichte zu erzählen gab. Am Anfang der Dreharbeiten waren die Türen zum Gebäude verschlossen, und niemand schien an uns interessiert zu sein. Aufgrund negativer Presse beschlossen die Bewohner und Bewohnerinnen, nicht mehr mit Medienschaffenden zu kooperieren. Nach mehreren Tagen quälender Ungewissheit, gelang es uns schliesslich Zugang zum Gebäude zu bekommen. Ich erwartete eine Dystopie urbanen Verfalls aber was ich vorfand, war das Gegenteil: Ein vibrierendes Miteinander einer sozialistischen Mikrogesellschaft in einer vertikalen Stadt. Die Metamorphose eines Finanzzentrums in eine selbstverwaltete Kommune für Bedürftige klingt nach einem Märchen. Aber in Caracas ist es die gelebte Realität. Seit 2007 arbeiten die Bewohnerinnen und Bewohner des Gebäudes an einer besseren Gesellschaft in ihrer D.I.Y.-Community. Wem gehört die Stadt? Welche sozialen Schichten dürfen im Zentrum leben und wer muss in die Randbezirke emigrieren? Diese Fragen betreffen uns alle und sind hier in Europa in unseren Städten genauso wichtig und umstritten. Wenn wir über Gentrifizierung reden, bleibt es oft beim Lamentieren über den Status Quo. Die Turmbewohner in Caracas haben sich ihren Lebensraum im Stadtzentrum erobert, und natürlich gerieten sie dadurch in Schwierigkeiten mit dem Establishment. Aber noch sind sie da und leben ohne Autorisierung in ihrer selbst erschaffenen, vertikalen Stadt.“

Facts

Regie, Kamera & Produktion
Markus Lenz

Kinostart 
2014

Sprache
Spanisch

Laufzeit
73 Minuten

Untertitel
Deutsch und Englisch

Crew:
Originalton: David Leonardo Acevedo Ávila
Voice: Yasmin Angel
Dramaturgische Beratung: Gesa Marten
Montage: Markus Lenz
Tonmischung: Judith Nordbrock
Farbkorrektur: Ewald Hentze
Koproduktion: Kunsthochschule für Medien Köln

Trailer
Gallery
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