About Us

Rotzfrech Cinema ist ein Filmverleih. Das heißt, wir bringen Filme, die wir gut und wichtig finden, ins Kino und fungieren dabei als Bindeglied zwischen den Filmemacherinnen und Produzenten auf der einen Seite und den Kinos und anderen Abspielorten auf der anderen Seite. Zeigen können unsere Filme alle: Kinos, Vereine, Initiativen, Freundinnen, Gruppen, Einzelpersonen, Jugendclubs, Galerien, Veranstalter, … eigentlich fast jeder und jede, die darauf Lust haben. Meldet euch einfach: hello@rotzfrech-cinema.com

Spezialisiert haben wir uns auf jugendsubkulturelle Filme und Dokumentationen. Warum? Weil wir genau dort herkommen und darin groß geworden sind.

About Us
Warum, Wieso, Weshalb

Damals, 2011, unsere Stadt verlor gerade die letzte aktive Hip Hop Veranstaltung, Jena war damit – zumindest aus unserer Sicht – musikalisch tot, weswegen wir uns entschieden, eine eigene Veranstaltung ins Leben zu rufen. Diese nannten wir Rotzfrech; keine Ahnung wieso, aber wir haben sie geliebt. Zwei Jahre später war klar: Hip Hop, Suff und Party, richtig geil, aber Hip Hop ist und kann eben (auch) mehr. Wir wollten mehr Kultur, mehr Bewegung und mehr Inhalt. Die Idee des Kinos, sie wurde genau hier geboren.

Im März 2013 wurde es dann Realität. Unter dem Namen Rotzfrech Cinema – als namentliche Anlehnung an unsere geliebte Sause – zeigten wir, an einem Mittwoch vor unserer nächsten Party, unsere erste Dokumentation: UNLIKE U von Henrik Regel und Björn Birg. Damit ging es los; damals im Café Wagner e.V. in Jena und durch die grandiose Unterstützung des UFC (UniFilmClub), der seit vielen Jahrzehnten in den Räumen des Café Wagner Kinoveranstaltungen organisiert.

Die Kinowelt, wie sie uns gefällt.

Unter dem liberalen und freiheitsliebenden Dach des Wagner e.V., frei von kommerziellen Verwertungsinteressen, und nur auf den Film fokussiert, genossen wir wunderbare Jahre. Wie ein kleines Nischen-Kino zeigten wir 3-4 Filme im Jahr. Hip Hop war unser großes Thema, die darin pulsierenden vier Elemente (Rap, Breakdance, DJing und Graffiti) unsere Richtschnur. In viele Richtungen durften wir probieren, schauen was fetzt und passt, oder eben sich nicht gut anfühlt. Und, wir durften sehr, sehr viel lernen: Texte schreiben, Plakate entwerfen, Filme finden, Screenings organisieren, Förderanträge stellen, Abrechnungen machen. Von diesem Wissen zehren wir bis heute. Unsere Liebe zum Film, die tiefe Verbundenheit zur Leinwand und dem Publikum und die ewige und aufgeweckte Neugier, all das haben wir hier verinnerlicht und tief in unser Selbstverständnis eingebrannt.

Die Jahre vergingen und wir suchten und fanden immer wieder neue Filme. Der erste eigene Untertitel, das erste eigene Plakate, erste Sponsoren und Unterstützerinnen, unsere erste Deutschlandpremiere. Es wuchs und wuchs, alles immer entspannt und als kleine Mission neben der Lohnarbeit und vielen anderen Ideen.

Thematisch sind wir über die Jahre immer fokussierter geworden, Graffiti war irgendwann unser dominierendes Thema. Die Produktionen hatten oft mehr Wucht, der ganze Kosmos war und ist dynamischer, hochgradig umtriebig, in Teilen subversiv und weniger kommerziell durchtränkt, als große Teile der Hip Hop Landschaft, was sich letztlich auch in der Qualität der Filme widerspiegelte. Und ja, letztlich haben wir das Thema einfach gefühlt.

Die Geschichte, sie hätte unendlich sein können

Es hätte sicherlich noch viele Jahre so weitergehen können, ging es aber nicht, denn im Jahr 2018 verschob sich unsere Rolle, ohne, dass wir es merkten. Auslöser war der Film PIXADORES des iranischen Regisseurs Amir Escandari. Gesehen hatten wir damals, 2015, nur den Trailer. Wir waren sofort an und wussten, diesen Film müssen wir in unserem ‚kleinen Kino‘ zeigen, daran führt kein Weg mehr vorbei. Mit dieser Motivation machten wir uns auf die Suche, wo liegt der Film, wer hält die Rechte, wer ist unser Ansprechpartner – das ’normale‘ Geschäft; doch schnell war klar, hier ist gar nix normal. Drei (!) Jahre lang schrieben wir E-Mail um E-Mail, immer wieder, an alle Verantwortlichen, die wir irgendwo ausmachen konnten, Verleiher, Produzentinnen, den Regisseur. Es war unglaublich, wir schienen für alle Beteiligten unsichtbar zu sein. Die Jahre vergingen, doch wir ließen nicht locker. 2018 gab es dann endlich grünes Licht, es hatte geklappt, wir konnten PIXADORES zeigen, damals in unserem Wagner e.V. in Jena. Drei Jahre hatten wir der Katze im Sack hinterhergeschrieben, die Premiere, ein Fest, endlich konnten wir den gesamten Film sehen.

Und danach war alles anders.

Die Rechte für den Film lagen damals bei einem finnischen Filmverleih, man soll nicht schlecht über Kollegen und Kolleginnen reden, aber schon damals war klar, lieblos und unbeteiligt ließen sie PIXADORES in ihrem Archiv liegen. Von ihrer Seite aus gab es keinerlei Ambitionen den Film auch nur in die Nähe von Tageslicht zu ziehen, geschweige denn auf die Leinwand oder zum Publikum. Mit diesem Gefühl und in Anbetracht der Tatsache, dass dieser Film wirklich alle Erwartungen in uns übertroffen hatte, war klar, der Film kann nicht einfach wieder zurück. Dieser Film braucht sein Publikum. Und wir werden uns darum kümmern (müssen). Mit dieser Entscheidung war der Grundstein gelegt, wir würden ein Filmverleih werden, ohne, dass wir damals wussten, was das ist oder was ein Filmverleih eigentlich macht. Doch im Kern ist es genau das: Sich für einen Film mit Herz und Seele verantwortlich fühlen!

Touren, touren, touren …

Wir wussten noch nicht wie, aber wir begannen daraufhin, in unserem Umfeld und Freundeskreis zu suchen. Wir suchten Orte, in denen unser Film laufen konnte, und wir führten Verhandlungen mit dem eigentlich Verleih über die Kosten, die natürlich zu Beginn viel zu hoch waren. Es war alles Neuland. Es gab in der ganzen Planung viele Fragezeichen, bei uns, den Kinos, und unseren Unterstützerinnen und Begleitern. Denn eigentlich waren wir eine Art Kino, wollten aber mit einem Film, der offiziell nicht uns gehört, auf Tour gehen, wofür wir dem eigentlichen Filmverleih aber Geld bezahlten (dessen Rolle es eigentlich gewesen wäre, genau solche Touren zu organisieren), damit er uns das Recht dazu gab; und die gesamte Mission wollten wir mit einer freiwilligen Eintrittsspende finanzieren. Es lässt sich erahnen, wie schräg dieses Unterfangen eigentlich lag. Aber ja, wir fühlten uns eben mit Herz und Seele verantwortlich.

Um es abzukürzen. Die Tour durch insgesamt 10 Städte war ein voller Erfolg, vor allem emotional, aber auch finanziell. Wir fuhren mit einigen 1000 EUR Schulden los, in der Hoffnung, unsere Subkultur würde uns nicht hängen lassen; und ja, so war es dann auch. Wir konnten alle Kosten gegenüber dem Filmverleih bezahlen und sogar noch ein paar wenige Euros mit in unsere Kino- Kasse schmeißen. Seitdem ist es um uns geschehen, …

Es folgten weitere Touren und Filme, und vor allem unzählige Begegnungen mit engagierten Filmemacherinnen und Regisseuren, Leuten im Publikum, die die ganze Arbeit und unsere Mission erkannten und fühlten, Menschen, die uns antrieben, unterstützten, begleiteten und viele, viele Dinge auch erst ermöglichten. Es wuchs alles so wunderbar zusammen.

Wir würden alles dafür geben, …

Blaues Licht (2018), Grenzgebiet (2019), Martha: a picture story (2021) – unsere ersten Filme, deren Rechte wir tragen, für die wir uns – auch ganz offiziell – verantwortlich fühlen dürfen. Jeder dieser Film ist für uns besonders und wichtig; und ja, wir fühlen uns tatsächlich mit ihnen verbunden.

Es klingt abgedroschen, aber so war es, so ist es, schon lange fühlte es sich wie ein Traum an. Ein Traum, der bitte, bitte niemals Enden sollte. Bitte, bitte lasst uns Kino machen dürfen, Filme, Leinwand, Publikum, es gibt wenige Dinge, die uns so berühren. Und dann tat sich ein Fenster auf, eine kleine Gelegenheit, die Thüringer Gründerprämie: ein Antrag, ein Jury-Sitzung, ein Vortrag, viel Unsicherheit, aber auch Überzeugung. Und dann am Ende der Zuschlag: Zwei Stellen für ein Jahr. Das hatten wir gewonnen. Und damit stehen wir nun hier, und versuchen an diesem Traum zu arbeiten, nie wieder etwas anderes arbeiten zu müssen, als genau das hier: Sich für Filme mit Herz und Seele verantwortlich fühlen.

… und ab hier schreiben wir die Geschichte weiter, jeden Tag, mit jedem Film und mit vielen, vielen Erlebnissen.

about_us_warum

Aus dem vorherigen Ausflug sticht schon ein wenig hervor, was uns motiviert und antreibt, doch damit nicht genug, denn es ist noch ein wenig vielschichtiger: Im Kern lässt es sich auf folgende Punkte verdichten; wenn man mag, ließe sich dies auch als unser Selbstverständnis lesen:


a) Es gibt Filme, die wir wichtig und schön finden, von denen wir glauben, dass sie einen Beitrag leisten, für ‚unsere‘ Subkultur, aber auch darüber hinaus. Für diese Filme wollen wir uns verantwortlich fühlen. Das heißt, dass wir 100 Prozent geben, um unsere Filme auf die Leinwand und zu ihrem Publikum zu bringen. Verantwortung heißt für uns, zu schauen, wo werden unsere Filme gezeigt, wer kann und möchte uns unterstützen, wie sollen Plakate aussehen, wie wird ein Film beschrieben und eingeordnet und viele weitere Dinge. Wir kuratieren den gesamten Prozess, um unsere Filme bestmöglich zu rahmen. 


b) Wir möchten Filmemacherinnen und Filmemacher aus subkulturellen Zusammenhängen die Möglichkeit geben, mit ihren Produktionen Geld zu verdienen, und zwar selbstbewusst und ohne Berührungsängste. Zum einen weil sie es verdient haben, für ihre Arbeit bezahlt zu werden und zum anderen, weil es auch aus subkultureller Perspektive notwendig ist. Wenn alle Filmschaffenden immer nur einen Film machen könnten, weil sie nach ihrer ersten Produktion sofort broke sind, weil sie sich – meist finanziell – komplett verbrannt haben, über Jahre alles in ihre Produktionen gesteckt haben, ohne jemals dafür Geld gekriegt zu haben, verlieren wir auf lange Sicht unzählige coole, kreative und vor allem engagierte Leute, die nie wieder irgendwas filmisch festhalten werden. Gleichzeitig haben nicht nur Filme, sondern vor allem auch die dafür Verantwortlichen, also die Produzenten und Regisseurinnen, eine Wertschätzung für ihre Arbeit verdient; dies kann und sollte finanziell geschehen, aber vor allem auch durch eine der besten Währungen: Applaus, und dafür muss ein Film ins Kino. Und dies möchten wir ermöglichen.


c) Kinos sind grandiose Orte, sie haben es nicht verdient auszusterben; werden sie auch nicht, aber dass sie bleiben, ist nicht selbstverständlich. Wir möchten dazu etwas beitragen und mit unseren Filmen andere, junge, interessierte Menschen (zurück) ins Kino bringen. Nicht als Selbstzweck, sondern weil wir es gut und wichtig finden, dass es Kinos gibt und ein (filmischer) Austausch genau dort stattfindet, mit und unter anderen. 


d) In unserer kleinen Stadt Jena war es damals unser Anspruch, lasst uns aktuelle, anspruchsvolle oder relevante Filme holen, um unser Publikum an (filmischen) Debatten und Diskussionen teilhaben zu lassen. Diesen Anspruch teilen wir bis heute; auch unabhängig von der Größe einer Stadt. Teilhabe, Bildung und die Erweiterung und Bereicherung der eigenen Perspektive, ganz großartige Sachen. 


Zusammen Filme schauen, mit Freunden, Kolleginnen, aber auch mit Unbekannten; Geräusche, Gelächter, der Klang des Raumes, der Weg zum Kino, die Diskussionen danach, sitzenbleiben beim Abspann, Flash, Tränen, Grinsen, 
… Das alles gehört dazu, und das alles sollte sich unser Publikum nicht entgehen lassen, weil es den Blick auf den Film prägt und entscheidet, was man am Ende als Erinnerung und Gefühl mit nach Hause nimmt.

Am Ende

AM ENDE … bis zum Schluss gelesen?! Nicht schlecht. Nun wisst ihr hoffentlich etwas mehr über uns. Wenn dennoch Fragen offen oder neue entstanden sind, bitte sehr, meldet euch gern: hello@rotzfrechcinema. com

Bis bald,
Eure Rotzfrech Cinema Crew,
Basti, Kubi, Tom

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